Kulmbach, 17. Mai 2023: Seit jeher haben Frauen einen besonderen Zugang zu Heilpflanzen. Als Pflegerinnen, Ratgeberinnen, Hebammen und Heilkundige in einer Person verfügten sie über einen großen Wissensschatz. Dieser Schatz wurde gehegt und von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Auch wenn im Laufe der Zeit viel Wissen verloren gegangen ist, manches konnte bis heute überdauern. Im Rahmen der Sonntags-Themenführung „Frauenkräutern auf der Spur“ im Deutschen Gewürzmuseum begeben sich die Teilnehmer*innen am Sonntag, 18. Juni 2023, um 10:30 Uhr mit Natalia Schöttner, Museumsführerin und Kräuterpädagogin, auf eine spannende Entdeckungsreise alter Frauenkräuter und ihrer Geschichten.
Themenführung durch das Deutsche Gewürzmuseumam Sonntag, 18. Juni 2023, 10:30 Uhr
Welche Medikamente etwa Menstruationsbeschwerden lindern können, gehört heute zum Allgemeinwissen. Auch Hildegard von Bingen wusste das schon im 12. Jahrhundert. Nur hatte sie damals nicht Tabletten, sondern beispielsweise Mutterkraut empfohlen. „Eine flächendeckende medizinische Versorgung ist eine Errungenschaft der Neuzeit. Früher waren die Menschen entweder auf die nahezu zufällige Hilfe von Wanderärzten angewiesen oder aber das Wissen von heilkundigen Frauen, die überall vertreten waren“, erklärt Museumsführerin und Kräuterpädagogin Natalia Schöttner. Frauen waren zuständig für die pflanzliche Ernährungsbasis, aber auch die Geburtshilfe, Pflege von Kindern, Kranken und Armen, sowie Versorgung des Milch- und Kleinviehs. Sie erhielten ihr angelerntes Wissen durch die Weitergabe innerhalb der Familie, etwa von der Mutter an die Tochter. So entstanden im Laufe der Zeit gut gehütete Familienrezepte und -geheimnisse. Das Vertrauen in die heilende Wirkung der Kräuter und nicht nur in den christlichen Gott wurde vielen Frauen besonders ab dem Beginn der Neuzeit zum Verhängnis. Ihre Heilkunst galt als Hexenwerk und sie wurden kurzerhand der Ketzerei verdächtigt. Im Zuge der Hexenverfolgungen gerieten sie in Misskredit und waren oft grausamen Verfolgungen ausgesetzt. Dennoch ist nicht alles Wissen verloren gegangen. So begleiten Heilpflanzen uns seit jeher und bieten auch heute noch vielfältige Möglichkeiten für uns selbst zu sorgen und Heilung zu unterstützen – vorausgesetzt, man weiß sie richtig einzusetzen.
„Heute kennen nur wenige das Mutterkraut, geschweige denn, welche Heilwirkung die ‚falsche Kamille‘, wie es noch genannt wird, hat“, beschreibt Schöttner. „Bei dieser Themenführung im Deutschen Gewürzmuseum lernen die Teilnehmer*innen neben dem Mutterkraut noch weitere exemplarische Frauenkräuter kennen, die bei uns in der wilden Natur oder sogar im Garten wachsen. Auch einige Gewürzkräuter gehören in die weibliche Naturapotheke. Wir entdecken sie auf unserer kulturhistorischen Reise in vergangene Zeiten und schlagen den Bogen von der mystischen Naturheilpraxis bis hin zur modernen Phytotherapie“, so Schöttner weiter.
Im Anschluss an die Themenführung können die Teilnehmer*innen das Deutsche Gewürzmuseum noch weiter auf eigene Faust erkunden.
Das Deutsche Gewürzmuseum – eine Reise in die Welt der Sinne
Was wäre die Welt ohne Gewürze und Kräuter? Es gäbe keinen Geschmack an Wurst, Fleisch, Käse oder Gebäck. Das Deutsche Gewürzmuseum zeigt auf beeindruckende Weise, wie die Gewürze aus fernen Ländern in früheren Zeiten ihren Weg zu uns fanden. So startet der Rundgang im Basar. Dort lassen duftende Gewürze und orientalische Hintergrundmusik den Besucher in die Welt der Gewürze eintauchen. Man begibt sich auf die Seidenstraße, erfährt, wie Gewürze über den Seeweg nach Europa gebracht wurden und wie der beschwerliche Weg über die Alpen gemeistert wurde. Filme und Audiostücke erzählen Geschichten aus der Welt der Gewürze von Marco Polos Abenteuern bis hin zu Alfons Schubecks Gewürzuniversum. Ein echtes Highlight ist das Botanikum. Detailgenaue Exponate eröffnen einen anschaulichen Blick auf unterschiedliche Gewürzpflanzen – von der Wurzel über das Blatt bis zur Blüte.
Eine original eingerichtete Metzgerei aus den 30er bzw. den 50er Jahren zeigt auf anschauliche Weise, wie damals in einer typischen Wurstküche gearbeitet wurde oder welche handwerklichen Geräte zum Einsatz kamen. Bis in die 60er Jahre wurden in „Sauermanns Wurstwaren“ Fabrikation feine Fleisch- und Wurstspezialitäten in Dosen verarbeitet. Damit war das Kulmbacher Unternehmen einer der ersten Lebensmittelhersteller, der diese Art der Konservierung in Deutschland einführte. Im Deutschen Gewürzmuseum wird auch diese kommerzielle Variante dokumentiert.
Termine Sonntagsführungen im Juni 2023:
04.06.2023: Bayerisches Brauereimuseum
11.06.2023: Bayerisches Bäckereimuseum
18.06.2023: Deutsches Gewürzmuseum – Themenführung
25.06.2023: Bayerisches Brauereimuseum
Die Sonntagsführungen beginnen jeweils um 10:30 Uhr und dauern ca. 60 Minuten. Kosten inklusive Eintritt für Erwachsene: 12 Euro, für Kinder: 6 Euro. Kinder bis 6 Jahre sind kostenfrei. Die Plätze sind begrenzt.
Anlässlich des Internationalen Museumstages am Sonntag, 21. Mai 2023, gibt es ein Sonderprogramm. Anmeldungen und weitere Informationen unter: www.kulmbacher-moenchshof.de
Öffnungszeiten der Museen im Kulmbacher Mönchshof:
Dienstag bis Sonntag 10:00 Uhr – 17:00 Uhr.
An Fronleichnam, 8. Juni 2023, sind die Museen ebenfalls von 10:00 Uhr bis 17 :00 Uhr geöffnet.
Foto: @ Museen im Kulmbacher Mönchshof e. V.
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